Trauer ist bunt - Trauer ist laut und chaotisch - Trauer ist vielschichtig und Trauer ist individuell. In der Gesellschaft verbinden wir Trauer eher mit der Farbe Schwarz - dunkel und einsam. Und natürlich ist Schmerz, Traurigkeit, Verzweiflung ein Teil der Trauer. Aber eben nur ein Teil. Wir schreiben auf unserem Account immer wieder über die vielen verschiedenen Trauergefühle, denn es kann bei der Verabeitung und bei der Begleitung helfen, wenn man weiß, dass das alles dazugehört: da kann Wut sein, Neid auf andere Schwangere, Dankbarkeit für eine gute Begleitung oder den Partner, in den allermeisten Fällen auch Schuldgefühle, vielleicht Scham, oft aber auch Stolz, Mut, Hoffnung und Liebe für das Sternenkind- denn die Liebe ist beim Verlust eines Menschen die Kehrseite der Trauer. Es gibt aber auch die Trauer um den Lebensentwurf, der sich nicht erfüllt, oder die Trauer, dass die Begleitung nicht so war, wie man sich das wünschen würde. Und natürlich ist es eben deshalb auch so individuell wie Menschen mit Trauer umgehen, was ihnen gut tut, wie sehr sie mit anderen reden wollen, etc. Wichtig für uns ist: "Weg mit dem schwarzen Tuch, das über dem Thema liegt und raus aus der Tabu-Ecke". Je mehr wir über Verlusterfahrung in der Schwangerschaft, aber auch generell über Verlust, Tod, Trauer reden, desto mehr können auch Eltern, die betroffen sind gut begleitet werden. Von ihrem Umfeld und von Fachpersonen. Oft sagen mir Eltern, sie möchten nicht, dass alle in ihnen nur noch die "Verwaiste Mutter" oder den "Verwaisten Vater" sehen. Vielleicht könnt ihr auch da das schwarze Tuch lüften und dahinter schauen, wenn ihr mit Sterneneltern zu tun habt. Was ist da noch an Erfahrung, Entwicklung und Dingen, die die Eltern teilen wollen?
Es ist nicht nur ein Kind gestorben - es ist auch eines geboren.
Wut kann in der Trauer manchmal sehr vorherrschend sein. Sie kann aber auch gar nicht vorkommen. Ich habe festgestellt, dass es stark davon abhängt, ob Trauernde in ihrem Leben auch früher schon Wut kannten und ausdrücken konnten oder ob ihnen dieses Gefühl wenig vertraut ist.
Wie wir immer wieder betonen, geht es in der Trauer darum, dass die Gefühle, die da sind, gefühlt werden wollen, aber gerade die Wut steht oft in der Ecke der „unerwünschten Gefühle“. Manchmal ist die Wut aber hilfreich, um der Trauer Ausdruck zu verleihen.
Wut ist ein sehr energiegeladenes Gefühl, das nach Ausdruck verlangt und nur schwer unterdrückt werden kann und auch nicht unterdrückt werden sollte wenn möglich. Die Wut zuzulassen kann helfen, Anspannungen zu lösen, kann Enegie freizusetzen, der Trauer ein Ventil geben. Dabei ist es natürlich, wie immer bei der Wut, wichtig, sinnvolle Kanäle zu finden, statt die Wut ungefiltert auf uns selbst oder auf andere loszulassen und dabei destruktiv uns und anderen gegenüber zu werden.
Aber sie darf Raum haben wie alle anderen Gefühle auch- es ist okay wütend zu sein - sei es auf Menschen, auf das Schicksal, auf Gott oder sogar auf das Sternenkind, das „einfach gegangen ist“. Gerade letzteres sorgt manchmal gleichzeitig für ein schlechtes Gewissen - „wie kann ich wütend auf mein Kind sein?“ - Ja, das ist okay und meist steckt das Gefühl des „verlassen worden seins“ dahinter.
Bei der Wut gibt es eigentlich immer „ein Gefühl dahinter“ - und wenn die Wut verraucht ist im wahrsten Sinne des Wortes lohnt es sich, genau dieses Gefühl oder Bedürfnis dahinter anzuschauen und auch hier wieder Raum zu lassen. Für die Einsamkeit, den Neid, die Traurigkeit oder eben auch für den Wunsch, dass der Schmerz Anerkennung bekommt oder was auch immer dahinter zum Vorschein kommt.
Wichtig ist nur: schämt euch nicht für die Wut und verurteilt euch nicht für dieses Gefühl.
Alle Gefühle dürfen sein - und das ist anstrengend genug.
Warum geht es mir jetzt eigentlich wieder so schlecht? Warum hab ich jetzt so ein Tief? Ich sollte mich doch für andere mehr freuen können!
Kennt ihr solche oder ähnliche Gedanken? Dass ihr streng mit euch seid in eurer Trauer? Euch gerne weiter sehen würdet? Manchmal erleben wir das auch aus dem Umfeld und sind enttäuscht, wenn wir nicht mehr Mitgefühl und Verständnis von anderen bekommen.
Die anderen können wir nicht ändern. Wir können ihnen (wenn es sich lohnt) sagen, wie es uns geht oder was wir eigentlich bräuchten.
Aber wenn wir selbst und unsere inneren Kritiker*innen uns Druck machen, dann können wir das Mitgefühl und die Selbstfürsorge zu Wort kommen lassen: Verständnis haben für deine eigene Situation und den Herausforderunen. Mitgefühl mit dir selbst und Nachsicht, wenn nicht alles so klappt (nicht zu verwechseln mit unproduktivem Selbstmiteild).
Manchmal hilft es, sich vorzustellen, dass man selbst mit sich redet, als wäre man die beste Freundin, der beste Freund - wärst du dann auch so streng? Oder würdest du dir mehr „Schwäche“, mehr Gefühle, mehr Zeit erlauben?
Angst ist oft eine recht dominante Mitspielerin in der Runde der Trauergefühle und wird oft auch belastend empfunden. Da ist die Angst, „dass das noch mal passiert“, „dass wir nie Kinder haben werden“, „dass wir nie wieder glücklich sein werden“, „dass wir auch andere geliebte Menschen verlieren könnten“…
Die Angst lässt die Gedanken kreisen und kommt oft von einem Gedankenfetzen zum nächsten und schaukelt sich hoch, bis wir am Ende das Gefühl haben, komplett von ihr umgeben zu sein. Manchmal lohnt es sich dann, sie genauer anzuschauen und die Gedanken zu Ende zu denken. Oft schickt uns die Angst in die Zukunft oder in die Vergangenheit und ganz weit weg von dem Moment und der Situation, in der wir gerade sind. Ob wir wieder glücklich werden können, wissen wir gerade jetzt nicht. Wir können in dem Moment, in dem wir gerade sind, aber die Dinge tun, die uns gut tun und uns vielleicht einen Schritt weiter bringen - auch wenn es nur ein kleiner Schritt ist.
Die Angst macht uns aber auch auf Dinge aufmerksam – sie ist auch eine hilfreiche Ratgeberin, wenn wir ihr zuhören. Es lohnt sich, sie nicht wegzuschieben, sonst wird sie eher größer, sondern ihr etwas Aufmerksamkeit zu schenken. „Was, wenn es noch mal passiert?“ – hier wäre eine mögliche Aufmerksamkeit, zu fragen, ob wir gerade etwas tun können, z.B. müssen wir ganz praktisch noch Untersuchungen durchführen lassen oder haben wir noch offene Fragen an Ärztinnen oder Hebammen, um unser Risiko einschätzen zu können? Oder haben wir alles getan und können in diesem Moment nichts mehr tun, als vielleicht Vertrauen und Mut wieder zu finden?
In unseren Kursen und Beratungen machen wir der Angst manchmal bildlich ein Geschenk, wie auf den Bildern. Und dann verändert sie sich oft.
Einfach mal wieder lachen und auch schöne Momente genießen können- oft fühlt sich das die ersten Male nach dem Tod eines geliebten Menschen falsch an und die Sterneneltern berichten oft, dass sie fast ein schlechtes Gewissen hatten, wieder Lachen, Freude oder Genuss zu spüren. Das kann ich gut verstehen und erinnere mich selbst noch daran, wie ich nach dem ersten Lachen richtig zurückgeschreckt bin. Aber es gehört dazu zur Trauer wie alle anderen Gefühle auch. Es ist gesund, den Verlust in seiner ganzen Tragweite nicht ohne Unterbrechung begreifen zu können und zu wollen und nach und nach auch wieder Freude zulassen zu können und mit den unterschiedlichen Sinnen genießen zu können. Manche nennen die Momente auch Ruheinseln von der Trauer. In unseren Kursen und Sternenelterntagen wird oft und viel gelacht. Vor allem in der Mittagspause oder nach der Stunde und besonders dann, wenn sich alle schon gut kennen. Manchmal höre ich die Erleichterung: „hier darf ich lachen, ohne dass die anderen denken, alles wäre wieder gut“ Ja, denn Lachen oder sich freuen bedeutet eben nicht, dass wir nicht mehr trauern. Es braucht keine Tränen, um Trauer zu beweisen. Alle möglichen Gefühle machen den Trauerprozess aus. Und ganz wichtig: Lachen oder sich freuen können sagt auch nichts aus über die Intensität der Erinnerung oder Liebe zu unserem Kind aus. Der Verlust wird dadurch nicht geschmälert und wir brauchen kein schlechtes Gewissen haben, sondern dürfen die schönen Momente annehmen, wenn sie da sind und sicher sein, dass all die Gefühle im Trauerprozess - die erwünschten und unerwünschten- kommen und gehen, aber ein Gefühl von wird alle überdauern, nämlich die Liebe zu unserem Kind.
Einfach mal wieder lachen und auch schöne Momente genießen können- oft fühlt sich das die ersten Male nach dem Tod eines geliebten Menschen falsch an und die Sterneneltern berichten oft, dass sie fast ein schlechtes Gewissen hatten, wieder Lachen, Freude oder Genuss zu spüren. Das kann ich gut verstehen und erinnere mich selbst noch daran, wie ich nach dem ersten Lachen richtig zurückgeschreckt bin. Aber es gehört dazu zur Trauer wie alle anderen Gefühle auch. Es ist gesund, den Verlust in seiner ganzen Tragweite nicht ohne Unterbrechung begreifen zu können und zu wollen und nach und nach auch wieder Freude zulassen zu können und mit den unterschiedlichen Sinnen genießen zu können. Manche nennen die Momente auch Ruheinseln von der Trauer. In unseren Kursen und Sternenelterntagen wird oft und viel gelacht. Vor allem in der Mittagspause oder nach der Stunde und besonders dann, wenn sich alle schon gut kennen. Manchmal höre ich die Erleichterung: „hier darf ich lachen, ohne dass die anderen denken, alles wäre wieder gut“ Ja, denn Lachen oder sich freuen bedeutet eben nicht, dass wir nicht mehr trauern. Es braucht keine Tränen, um Trauer zu beweisen. Alle möglichen Gefühle machen den Trauerprozess aus. Und ganz wichtig: Lachen oder sich freuen können sagt auch nichts aus über die Intensität der Erinnerung oder Liebe zu unserem Kind aus. Der Verlust wird dadurch nicht geschmälert und wir brauchen kein schlechtes Gewissen haben, sondern dürfen die schönen Momente annehmen, wenn sie da sind und sicher sein, dass all die Gefühle im Trauerprozess - die erwünschten und unerwünschten- kommen und gehen, aber ein Gefühl von wird alle überdauern, nämlich die Liebe zu unserem Kind.
Ich hab mir diese Woche viel Gedanken gemacht zum Thema Schuld und auch in der Supervision darüber gesprochen. Und mir ist klar geworden: Schuldgefühle gehören dazu. Sie dürfen sein und sie haben ihre Berechtigung. Jedes Sternenelternpaar erlebt dieses Gefühl mal mehr oder weniger ausgeprägt. Gerade auch, wenn keine medizinische Ursache für den Tod gefunden werden konnte, versuchen wir Menschen automatisch, weiter nach einer Ursache zu forschen und suchen die auch bei uns selbst. „Hätte ich die Hebamme früher anrufen müssen?“ „ War ich zu gestresst in der Schwangerschaft?“ „Habe ich mich überanstrengt?“ „Hätte ich öfter zum Frauenarzt gehen sollen?“ Diese Liste lässt sich endlos weiter führen. Für manche Eltern ist diese Frage schnell abgehakt und manche beschäftigen sich länger damit. Ich finde es wichtig, diese Gedanken immer zum Ende zu denken und nicht als wirres Knäuel im Gedankenkarussell fahren zu lassen. Und meist findet auch jeder und jede eine innere Stimme, die sagt, „nein es war nicht deine Schuld“. Und beide dürfen miteinander reden. Die Schuldgefühle erzählen ja auch davon, wie gern man alles getan hätte, um das Baby zu retten. Sie erzählen von einer unbegreiflichen Ohnmacht und Hilflosigkeit. Sie haben ihre Berechtigung und wir dürfen sie anschauen und all ihre Aspekte betrachten, was sie uns sagen wollen. Und dann, wenn sie ihre Würdigung und Aufmerksamkeit bekommen haben, dann dürfen sie auch wieder gehen.
Und wieder ein Gefühl aus dem Kaleidoskop der Trauer. Besonders unbeliebt und mit schlechtem Ruf behaftet ist der Neid. Aber sehr viele Frauen verspüren nach einem Verlust ihres Sternenkindes diesen Neid. Neid auf andere Schwangere, auf Mütter mit Kinderwagen, Eltern mit Baby.
Und wisst ihr was? Ich kann das voll verstehen. Ich habe mich nämlich vor acht Jahren genauso gefühlt und fand nichts schrecklicher als im Drogeriemarkt einkaufen zu gehen, wo sich gefühlt alle glücklichen Mütter und Schwangere mit Babybedarf eindeckten.
Die meisten Frauen schämen sich für dieses Gefühl. Ich versuche den Neid schon seit einer Weile aus seiner Schmuddelecke herauszuholen und ihn von seiner nahen Verwandten der Missgunst abzugrenzen. Ich stelle gerne die Frage nach der Botschaft des Gefühls: Also missgönnst du es den anderen und wünscht du Ihnen, dass sie das gleiche Schicksal erleben müssten? Oder bist du neidisch, weil sie ihr Baby haben dürfen und du nicht? Der Neid an sich missgönnt nicht. Er wünscht nichts böses. Er ist sogar gleichzeitig zu „ich freue mich für die anderen ..“ möglich. Er zeigt nur auf, was fehlt und zeigt auf den Schmerz, die Leerstelle, das Vermissen. Wenn ihr neidisch seid auf andere, geißelt euch nicht auch noch mit Gewissensbissen und Selbstkritik nach dem Motto „sowas darf ich nicht denken oder fühlen“ oder „so will ich nicht sein“.
Ich finde, ihr solltet euch eher innerlich umarmen, den Neid anschauen und ihm sagen: „Ich verstehe dich und sehe dich. So ein Glück würde ich mir auch so sehr wünschen. Und es tut weh, daran erinnert zu werden, dass unser Baby nicht mehr da ist. Es ist ok, dass du dich meldest, denn du gehörst zu meiner Trauer dazu.“ Ich glaube, das beruhigt ihn eher, als das Wegschieben und nicht wahrhaben wollen.